Bäuerliche Interessenvertretung wird zunehmend weiblicher
2017 hat die ARGE unter ihrer damaligen Vorsitzenden, Andrea Schwarzmann, mit der "Charta für eine partnerschaftliche Interessenvertretung" den Anstoß zur Chancengleichheit für Frauen im Landwirtschaftsbereich gegeben. Als mittelfristiges Ziel wurde die Besetzung von Führungspositionen im Ausmaß von mindestens 30% festgelegt. Alle Landwirtschaftskammern und zahlreiche agrarische Verbände und Organisationen haben sich seither mit ihrer Unterschrift zu diesem Vorhaben verpflichtet. Wie Rückfragen innerhalb der LKn zeigen, wurden in den vergangenen vier Jahren nicht nur zahlreiche Maßnahmen zur Gleichstellung gesetzt, sondern auch in allen Bundesländerkammern der Anteil der weiblichen Mitglieder in der Vollversammlung maßgeblich erhöht.
Neumann-Hartberger sieht höhere Ausgewogenheit als motivierenden Erfolg
"Das ist ein Erfolg, auf den wird stolz sein können, gleichzeitig aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Vielmehr heißt es, diesen Weg konsequent und engagiert weiter zu verfolgen", erklärt Bundesbäuerin und LKÖ-Vizepräsidentin Irene Neumann-Hartberger und betont: "Unsere erfolgreichen Bäuerinnen, die in verschiedensten, hochrangigen LK-Funktionen entscheidende Aufgaben wahrnehmen, wurden aufgrund ihrer Qualifikation und ihrer Überzeugungskraft in ihre Ämter gewählt. Tagtäglich stellen sie auf den Höfen ihre Kompetenz, ihren Einsatz, ihre Kreativität und ihre Verlässlichkeit unter Beweis. Ich halte es für sehr wichtig, dass sie das auch in verschiedensten politischen Funktionen für ihre Berufskolleginnen und -kollegen sowie für die Versorgungssicherheit der gesamten Bevölkerung tun. Dazu sollten sie auch die Möglichkeit erhalten.“
Moosbrugger: Vielfalt der Landwirtschaft soll sich in Interessenvertretung widerspiegeln
„Es ist wichtig und bereichernd, wenn sich die Vielfalt unserer heimischen Land-, Alm- und Forstwirtschaft auch in der bäuerlichen Interessenvertretung widerspiegelt. Dazu zählt eine Ausgewogenheit zwischen Regionen und Betriebszweigen genauso wie zwischen Jung und Alt, Frauen und Männern. Die Partnerschaftlichkeit, die auf unseren Höfen gelebt wird, soll sich auch in den land- und forstwirtschaftlichen Organisationen und Gremien wiederfinden. Ich bin überzeugt, dass alle davon profitieren. Von daher unterstütze ich die ‚Charta für eine partnerschaftliche Interessenvertretung‘“, betont der Präsident der LKÖ, Josef Moosbrugger, der die Charta nun auch mit der neuen Bundesbäuerin unterzeichnet hat, um seine Unterstützung für die ARGE Bäuerinnen nochmals zu untermauern. „Ich möchte generell alle Bäuerinnen und Bauern aufrufen, sich politisch zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und sich für ihre Branche einzusetzen. Wir brauchen jede und jeden Einzelnen, denn es reden soviele in der Landwirtschaft mit, oft aber nicht jene, die wissen, was in der Praxis erforderlich und umsetzbar ist. Es ist wichtig und eine Chance, die Zukunft aktiv mitzugestalten“, unterstreicht Moosbrugger.
Fokus auf Vereinbarkeit von Betriebsführung, Familie und Funktion
Es geht in der Charta nicht nur um mehr Ausgewogenheit in der Funktionärsbesetzung. Vielmehr verpflichten sich die Unterzeichnenden, in allen Bereichen und Arbeitsfeldern Maßnahmen zur Gleichstellung zu setzen. In der Interessenvertretung haben mittlerweile alle Bundesländerkammern und die LKÖ in Organisationsdokumenten ein klares Bekenntnis zur ausgewogenen Beteiligung von männlichen und weiblichen Mitarbeitern und Funktionären verankert. In einigen Bundesländern gibt es außerdem spezielle Bildungsangebote und Mentoring für Frauen. Führungskräfte werden im Rahmen von Weiterbildung, in Arbeitsgruppen und Gesprächen gezielt zur Förderung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit motiviert. Ebenso wird bei der Themensetzung auf Ausgewogenheit geachtet und auch die Vereinbarkeit von Betriebsführung, Familie und Funktion forciert.
ZAMm unterwegs macht stark für Funktionärstätigkeit
Durch den ZAMm-Zertifikatslehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“, der insbesondere für Frauen ausgerichtet ist, sollen Bäuerinnen gezielt für die Vertretungsarbeit geschult werden. Die Teilnehmerinnen lernen dabei u.a. die Grundlagen der Agrarpolitik und trainieren das Auftreten in der Öffentlichkeit sowie vor Medien. Vor allem wird aber ihr Selbstbewusstsein gestärkt. "ZAMm unterwegs vermittelt unseren Bäuerinnen ein vielfältiges Rüstzeug, um sich für bäuerliche Anliegen einsetzen und damit auf verschiedensten Ebenen etwas bewegen zu können. Es ist eine Freude zu sehen, wie gestärkt und motiviert unsere Absolventinnen aus diesem Lehrgang herausgehen", so Neumann-Hartberger.