Schau nicht weg! - Gewalt gegen Frauen geht uns alle an
Sexuelle Belästigung und gewalttätige Übergriffe gegenüber Frauen sind sozial stigmatisiert. Ein Problem, zu dessen Bewältigung es nicht nur Gesetze braucht. “Es braucht uns alle“, zielt Neumann-Hartberger auf mehr Sensibilität im Alltag ab. “Solange ein Viertel der Weltbevölkerung es für gerechtfertigt hält, wenn Frauen Gewalt angetan wird ("Gender Social Norms Index 2023" der UN - UNDP) und Opfer zu hören bekommen, sie seien ‘selber schuld!‘ (Victim Blaming), braucht es umso mehr eine Gesellschaft, die achtsam ist und den Betroffenen hilft, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen", so die Bundesbäuerin. “Was vielen Menschen fehlt, ist das Bewusstsein, Gewalt wahrzunehmen, sich der ersten Anzeichen bewusst zu werden, zu erkennen, dass unsere Mutter, Schwester, Tochter, Freundin in Not ist. Damit man sich nicht irgendwann die Frage stellen muss: ‘Warum habe ich nichts bemerkt‘.“
WAS MAN ALS AUSSENSTEHENDE/R TUN KAN
“Erste Anzeichen dafür, dass sich eine Frau in einer toxischen Beziehung befindet, sind, wenn sie still wird, nicht mehr über ihre Beziehung spricht, sich bedeckt hält. Ein weiteres Warnsignal ist, wenn sich ihr ‘normales‘ Telefonverhalten ändert, sie keine Zeit für Gespräche hat, weil sie ‘nicht allein‘ ist“, zeigt die diplomierte Lebens- und Sozialberaterin Mag. Christine Hackl, MSc auf. “Dann ist es Zeit für ihr Umfeld munter zu werden!“ In diesen Fällen muss Hilfe besonders achtsam angeboten werden, damit die Betroffenen sie annehmen können. Dabei sollte man sich am 2 W-Prinzip orientieren: indem im Gespräch nur die eigenen WAHRNEHMUNGEN formuliert werden - z.B. “ich habe bemerkt, dass du zu keinem unserer Treffen mehr kommst“ -, und die WIRKUNG angesprochen wird - “ich mache mir deshalb große Sorgen um dich und würde mir wünschen, dass du mit mir sprichst“. Damit öffnet man die Tür für ein vertrauliches Gespräch. “Das zeigt der betroffenen Frau, ihr Umfeld hat wahrgenommen, dass sich etwas geändert hat, und sie findet Wege sich mitzuteilen“, so Hackl. So Beraterin“Gewalt an Frauen hat in unserer Gesellschaft absolut keinen Platz und wir alle müssen hier aufmerksam sein und genau hinschauen“, unterstreicht auch die zuständige Frauenministerin Susanne Raab. “Innerhalb der Regierung gibt es einen starken Schulterschluss und in allen Ressorts fließt Geld, so wird ein Großteil des Frauenbudgets auch 2024 in den Gewaltschutz gehen. Dadurch können wir z.B. die Gewaltschutzzentren ausfinanzieren, neue Schutz- und Übergangswohnungen zur Verfügung stellen und die Frauen- und Mädchenberatungsstellen flächendeckend ausbauen. Wir werden auch neue Schwerpunkte setzen, so arbeiten wir gemeinsam mit der Justizministerin an der Umsetzung von Gewaltambulanzen. Aktuelle Zahlen zeigen uns aber leider, dass nur die wenigstens Frauen, die Gewalt erfahren, Kontakt zu einer Hilfseinrichtung oder zur Polizei suchen. Das Thema Gewalt ist oftmals auch mit Scham verbunden. Aber ganz klar ist: Es gibt kein Verhalten von Frauen, das Gewalt gegen Frauen legitimiert und sie sind niemals schuld! Bitte wenden Sie sich bei den ersten Anzeichen von Gewalt an eine der vielen Beratungsstellen, in denen sie kompetente und kostenlose Hilfe erhalten. Danke an die ARGE Österreichische Bäuerinnen, die mit ihrer aktuellen Kampagne Rechte der Frauen in der Landwirtschaft auch auf das Thema Gewalt aufmerksam machen“, so Frauenministerin Raab.